Fotos in der Galerie: Harald Lachner
Doch warum wird die mangelnde Bereitschaft, sich mit der einzigen wirklich verlässlichen Größe des Lebens auseinanderzusetzen, eigentlich immer nur an Kindern festgemacht? Nach dem Motto „Verdrängung ist, was uns über Wasser hält“ agieren auch die meisten Erwachsenen, wenn es um den Tod geht. Wir schieben das Thema in der Regel so lange vor uns her, bis eine uns nahe stehende Person stirbt oder wir schließlich selbst umkippen. Es gibt Philosophen, die die These vertreten, dass unsere Todesangst ein wesentlicher Motor unseres Konsumverhaltens und damit des Kapitalismus ist. Shoppen statt Sterben? Vielleicht ist da was dran. Neue Dinge halten uns und die, die sie produzieren, in Bewegung, sie wollen schließlich gezeigt und bezahlt werden. Und Konsum lenkt ab. Auch wenn das alles hier sehr verkürzt abgehandelt ist, kann man doch davon ausgehen, dass Angst eine schlechte Beraterin ist, auch dann, wenn sie unterschwellig mitläuft. Fragt sich natürlich, ob ein bisschen LEGO da Abhilfe schaffen kann. Zunächst einmal holen die detailverliebten Produkte das Thema ein Stück mehr rein ins Leben. Die fesche Latzhose des Kremateurs, – ja, ich musste eben googeln, ob das tatsächlich die gängige Berufsbezeichnung ist (sie ist es) – die XXS-Plastikurne, die transparenten, vom Ofendach hängenden LEGO-Flammen und die grinsenden Untoten, das ist schon alles sehr leiwand, also toll und lässig. Wenn auch weniger für die, die gerade einen Trauerfall zu beklagen haben. Aber die sind sowieso todtraurig. Und der Verlust eines geliebten Menschen muss eben tief durchgetaucht werden, um zu heilen, wie die großartige Wiener Schauspielerin und Autorin Erika Pluhar es kürzlich im Gespräch mit Bettina Rust formulierte.
It’s the end, my only friend
Und warum gehört dieses Thema nun auf eine Seite, die das Geschäft des Content Marketing zum Gegenstand hat? Weil Bestatter eben auch Kunden von uns sein können. Und Marketing rund um ein Thema zu machen, von dem die meisten von uns am liebsten nichts hören möchten, gehört ganz sicher zur Königsdisziplin unserer Branche. Der Berliner Bestatter Eric Wrede zeigt im Alleingang, wie der Tod aus der Angstzone zu holen ist. lebensnah Bestattungen heißt sein Berliner Unternehmen passenderweise. Mit „The End“ betreibt er einen Podcast, für den er mit Künstlern wie Judith Holofernes über den Tod spricht. Mit gleichnamigem Buch ist er zurzeit auf Lesereise in Deutschland und in Talkshows unterwegs. Und er ist Teil der Kampagne von „Das Handwerk“.