Aber was heißt das genau? Die Antwort findet sich ebenfalls im Commercial: Einige Männer (wahrscheinlich die idealen Gillette-Nutzer) durchbrechen den Teufelskreis „toxischer Männlichkeit“ und zeigen Engagement. Engagement gegen Machos, Grapscher, Sexisten, Mobber, Rowdys und die Gleichgültigkeit. Alles verpackt in einer hübsch emotional-kitschigen Werbeblase, die sich von der #MeToo-Bewegung inspirieren ließ und damit eines der meist diskutierten und skandalträchtigsten Themen aus 2018 werbewirksam abarbeitet. Aus rein persönlicher Sicht eine gute Sache und eine längst überfällige Botschaft an diejenigen, die mit ihren Ansichten noch tief in den 50er Jahren und weit davor heimisch sind. Diejenigen, die einem Harvey Weinstein zu seinen Eroberungen gratulieren. Diejenigen, die Feminismus für einen Schrei nach Aufmerksamkeit von zickigen, männerhassenden Emanzen halten und Übergriffe auf Frauen mit schockierenden Statements wie „Was zieht sie sich auch so an?“ entschuldigen. Aber ist das neue Gillette-Image auch aus Content Marketing-Sicht einen Applaus wert? Schwierig …
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Gelungenes Content Marketing oder Fehlgriff?
Natürlich müssen sich die Marketing-Verantwortlichen darüber im Klaren gewesen sein, dass das neue Advertising nicht bei allen gut ankommen wird. So ist es auch nicht wirklich überraschend, dass der Clip innerhalb weniger Tage 958.517 Dislikes und „nur“ 513.199 Likes auf dem offiziellen YouTube-Kanal von Gillette erntete. Social Media hat ein neues Diskussionsthema und die Kritiker gehen nicht zimperlich mit den Verantwortlichen um. Drohen gar mit Boykott, bis Gillette sich öffentlich entschuldigt:
Political Correctness? In der Werbung fehl am Platz – jedenfalls für diesen Twitter-Nutzer mit eher fragwürdigen Ansichten:
Entmannungs-Vorwürfe finden sich natürlich auch:
Da fragt man sich schon irgendwie, warum Content Marketing, das im Vergleich zu diesen Werbeaufregern nun wirklich harmlos ausfällt, so viele negative Emotionen weckt. Weil es gut gemacht ist und einen Nerv trifft – so einfach ist das. Gillette nimmt damit ganz klar einen Bruch mit seiner Zielgruppe in Kauf und erreicht damit vor allem eines: Aufmerksamkeit und Reichweite – besser als jedes Influencer Marketing oder Testimonial es könnten. (Damit ist es gutes Content Marketing, auch wenn es offensichtlich an den Bedürfnissen der Zielgruppe vorbei schießt.) Überall wird vom Shitstorm gegen den Rasierklingenhersteller berichtet und diskutiert, ob das im Werbespot gezeichnete Bild der Realität entspricht, nicht doch überzeichnet ist, nur Einzelfälle zeigt. Die Supporter arbeiten kräftig entgegen und argumentieren für die Wichtigkeit solcher Kampagnen:
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Besser als jedes Influencer Marketing oder Testimonial
Dass es Gillette ernst ist und die Werbung nicht nur eine einmalige Aktion bleibt, um ins Gespräch zu kommen, zeigt ein Blick auf die Kampagnen-Website: