Um es klar und deutlich zu sagen: Ich bin kein Homeoffice-Fan. Allein schon das Wort: „Heimarbeit“, das ist ein schlecht klingender Versuch, eine Abgrenzung zur Hausarbeit herzustellen. Aber das geht eben nicht auf elegante Art. Ich mag es, mir eine Wollmütze aufzusetzen und mit dem Fahrrad raus aus meinem Viertel ins Büro zu fahren. Man muss Arbeit und alles, was das eben nicht ist, nicht vermischen. Und wenn man das ein einem Ort, in einem Behälter stattfinden lässt, dann wird daraus zwangsläufig ein Gebräu. Kurz mal eben die Wäsche-machen-Emails-checken-Küchentisch-abwischen-Business-Call? Nix für mich. Dennoch habe ich ein Arbeitszimmer in meiner Wohnung, ich bin nicht dogmatisch und manchmal ist es eben doch praktisch, Büroangelegenheiten zu Hause zu regeln. Sehr, sehr attraktiv macht mir das mein neuer Schreibtisch.

Er ist aus den frühen 60-er Jahren und stammt aus dem System „Action Office“ von George Nelson. Nelson, geboren 1908, war offenbar ein Fan bedürfnisgerechten Designs. Da er die Bedürfnisse der Menschen jedoch für wenig kalkulierbar sondern, völlig zu Recht, für komplex, subtil und mysteriös hielt, war dieser Anspruch jenseits des Marketingsprechs diffizil in der Einlösung. Für mich hat Nelson jedoch alles richtig gemacht. Der Schreibtisch ist hoch, man kann bequem an ihm stehen und der dazugehörige, filigrane Stuhl ist ein Tresenmöbel auf Rollen.

Das ist die etwas niedrigere Variante des Schreibtisches, aber die Rollade ist auch hier sehr schön zu sehen.
Da rastet man gar nicht erst ein am Schreibtisch, bleibt immer ein bisschen in Action im Office, keine Behangensminderung nirgends. Die Rollade verbirgt zwei Fächer, in denen Aktenordner und Kabel verschwinden und wahlweise deckt sie formschön den ganzen Schreibtisch ab. Mein Bedürfnis nach Ästhetik wird mit diesem Teil vollends entsprochen. Manchmal habe ich das Gefühl, mich beim Arbeiten selbst zu beobachten, wenn ich dort sitze und muss sagen: Das gibt mir ein angemessen harmonisches Gefühl. Wie ein sehr gut sitzender Anzug. Ich gehe allerdings nicht so weit, den dann zu Hause beim Arbeiten auch noch zu tragen. Der gehört ins offizielle Büro.


